Mütter und Kinder im Gefängnis



Besuche im Frauengefängnis

Einem Zeitungsbericht von Anfang 2023 zufolge (Pagina Siete 09.02.23) leben in den bolivianischen Gefängnissen, die für 6765 Strafgefangenen gebaut wurden, fast 25.000 Menschen (genaue Anzahl laut „Regimen Penitenciario“: 24824)

Das entspricht einer Überbelegung von 366%. In einem der Frauengefängnisse besuchen Mitarbeiterinnen der Soforthilfe Frauen und deren Kinder, um Unterstützung, nötige Lebensmittel, Windeln und Hoffnung zu bringen. Durch die Pandemie, während der die Besuche teilweise nicht möglich waren, hat sich hier ein großer Hilfebedarf angestaut.

Das Projekt Chance 2.0

Wer hätte nicht gerne eine 2. Chance, wenn man die erste verpasst, verschlafen, vermasselt oder einfach nicht wahrgenommen hat? Wer hätte nicht gerne eine 2. Chance, wenn man eine erste gar nicht bekommen hat, weil man in Armut und Benachteiligung, Gewalt und Ausgeliefertsein hineingeboren wurde?

Die Armut der eigenen Familie gibt es oft nicht her, regelmäßig den Schulunterricht besuchen zu können, jüngere Geschwister müssen von den Älteren versorgt werden. Nicht nur die Mutter, sondern auch die Kinder müssen arbeiten, damit die Familie überlebt. Das Elend wird verstärkt durch Drogen, Gewalt und Missbrauch innerhalb der Familie. Im besten Fall gelingt es die Kinder in Obhut zu nehmen und in einem Kinderheim unterzubringen. Hier bekommen sie einen geregelten Tagesablauf, Schulbildung und psychologische Betreuung als erste Chance für eine bessere Zukunft. Auch die Soforthilfe hat in den vergangenen Jahren solch vernachlässigte Kinder in Kinderheime bringen müssen.

Mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres sind diese nun Erwachsene und wollen oder müssen das Kinderheim, das für sie nicht mehr zuständig ist, verlassen. Eine Familie, die sie aufnehmen würde, gibt es in den meisten Fällen nicht. Die Soforthilfe hat deshalb seit einiger Zeit begonnen, diese jungen Erwachsenen mindestens für ein Jahr zu begleiten, sei es bei der Suche nach und der Anmietung eines Zimmers, beim Erreichen des Abiturs, beim Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums oder bei der Suche eines Aushilfsjobs. Unser Projekt trägt den Namen „Chance 2.0 – Geschenk Zukunft“. Das ist ihre 2. Chance, die sie gerne annehmen. Momentan haben wir zwei junge Männer und drei junge Frauen im Programm. Die Nachfrage ist da. Sowohl junge Männer und Frauen in den Jugendgefängnissen fragen uns an, als auch Frauen, die eine Haftstrafe im Frauengefängnis verbüßt haben, und von heute auf morgen mit ihren Kindern das Gefängnis verlassen dürfen. Sie sind dankbar für die Möglichkeit einer Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Drei ehemalige Strafgefangene mit ihren insgesamt 13 Kindern haben das Programm bereits durchlaufen und benötigen nur noch ab und an Ermutigung und Unterstützung, eine junge Frau des Jugendgefängnisses mit ihren zwei Kindern hat es ebenfalls geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen. Sie haben die Chance 2.0 genutzt.

Die Nachfrage wächst, die Kosten dadurch auch.

Spendengelder, die wir gerne investieren, denn: Würden wir uns nicht auch für unsere Kinder so eine Chance wünschen?